Einige Überlegungen vorweg.

    „Das Leben ist wie Fahrradfahren – man muss in BEWEGUNG bleiben, um die Balance zu halten“ (Zitat, unbekannt)

    An diesem Beispiel möchte ich Ihnen deutlich machen, wie wichtig Bewegung für den Lernprozess und vor allem für das Automatisieren von Lernen und Festigen neuer Inhalte ist.
    Um Fahrrad zu fahren braucht es Balance, die u. A. über die Ohren als Balanceorgan trainiert wird und konkret durch Bewegung – Kinder lieben es z. B. überall auf Steinen, Baumstämmen, Kanten vom Bürgersteig etc. zu balancieren. Es braucht Kraft in den Beinen und die Koordination der Auf- und Abwärtsbewegung. Gleichzeitig sind die Arme und Hände angesprochen den Lenker in die gewünschte Richtung zu halten. Dabei fixieren die Augen die Fahrtrichtung und erfassen im peripheren Sehfeld mögliche Hindernisse oder Gefahren. Sind die Grundlagen gefestigt, dass auf gerader und ebener Strecke ein Stück auf dem Fahrrad zurückgelegt werden kann, so wird (von Kindern nahezu automatisch aus Neugier und um die eigenen – körperlichen – Grenzen auszuloten und zu erweitern) darauf aufgebaut und ein höherer Schwierigkeitsgrad angestrebt, z. B. Kurven zu fahren, immer enger, oder bergab zu fahren – und das macht so richtig Spaß und kribbelt im Bauch!

    Der ganze Körper einschließlich seiner empfundenen Emotionen wie z. B. Frust, dann Freude, dann möglicherweise Stolz es geschafft zu haben etc., wird eingesetzt, um die Fähigkeit Fahrrad zu fahren, zu erlernen, zu trainieren und zu automatisieren.
    Nun können Einwände kommen, dass das Fahrradfahren nicht das gleiche Lernen ist wie z. B. unregelmäßige Vokabeln oder mathematische Formeln zu lernen. Dennoch hängt beides eng miteinander zusammen.

    Nehmen wir an, dass das Fahrrad den Lernprozess, das Lernen und damit das Vorankommen darstellt. Der Lernende benötigt seinen ganzen Körper, um die Aufgabe Fahrrad zu fahren zu meistern. Und er benötigt Einheiten von leicht zu schwer, die auf bereits integrierte, automatisierte Lerninhalte (hier Balance halten und eine kleine Strecke auf ebener Straße geradeaus zu fahren) aufbauen. Das Erlernen von Fahrrad fahren ist ein dynamischer Prozess. Und hier setzen die Brain-Gym-Übungen an.
    Das Konzept von Brain-Gym geht davon aus, dass Lernen ein komplexer Prozess ist, der über alle Sinne, mit dem ganzen Körper stattfindet.

    Die insgesamt 26 Brain-Gym-Übungen nach Dr. Dennison unterstützen gezielt diesen Prozess, indem sie die Freude am Lernen aktiv unterstützen und effektiv z. B. durch die Übung der liegenden Acht die gezielte und entspannte Augenbewegung trainieren, die für das (Erlernen von) Lesen nötig ist. Lernen als Prozess bedeutet sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen, z. B. beim Fokussieren (Konzentrieren) auf eine Aufgabe. Mittlerweile ist bei vielen Kindern und Jugendlichen zu beobachten, dass diese Fokussierung auf eine Aufgabe sehr schwer fällt. Hier setzt Brain-Gym an, um z. B. durch die Übung Erder den Lernern wieder eine gute Orientierung mit gleichzeitiger fester Standbestimmung zu ermöglichen – ohne sie mit einem Etikett wie z. B. „hyperaktiv“ oder „Aufmerksamkeitsdefizit – Syndrom“ abzustempeln.
    Über die Brain-Gym-Übungen können durch Bewegung neue synaptische Verknüpfungen im Gehirn angelegt werden und Lernherausforderungen so leichter mit allen Sinnen gemeistert werden.
    Dass Bewegung das Lernen unterstützt, ist schon lange bekannt. Brain-Gym® bietet in diesem Zusammenhang ein Konzept, das effektiv, gezielt und individuell über Muskelaktivitäten neue Fertigkeiten der Bewegung und der Sinneswahrnehmung eröffnet und so Lernen mit Freude und Leichtigkeit stattfinden kann und Herausforderungen gemeistert werden mit positiven Erfolgserlebnissen.

    Die Übungen sind einfach und effektiv und lassen sich gut in den Schulalltag und in verschiedenen Unterrichtsphasen gewinnbringend einsetzen.
    Die Grundlagen, warum die Übungen so wirkungsvoll sind, stellen wir Ihnen in dieser Fortbildung vor.
    Wir freuen uns sehr, dass Sie sich für Lernen durch Bewegung – Brain Gym® in der Schule interessieren und in Ihrer pädagogischen Arbeit „in Bewegung bleiben“ wollen, ausgewählte Übungen heute kennenzulernen, um sie für Ihr eigenes Wohlbefinden und Stressmanagement in der Schule wie auch für Ihre tägliche Unterrichtsarbeit einzusetzen.

    Ihre Wiebke Hubrich & Ulrike Middendorf